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 Historie   -   Korkenzieher - Werkzeuge für den höheren Genuss

 

Der Traum der Flasche

Peter Skopp

Nicht nur Korkenziehersammler träumen gelegentlich den Traum der Flasche.
Diesen „Traum der Flasche“ träumte 1831 schon Kunst-Professor Adolf Schroedter. Ergebnis seines Traums war diese Radierung (34,5 x 25,2 cm) mit einem in der Kunstgeschichte wohl einmaligen Pfropfenzieher als Hauptakteur. Der Traum, inzwischen im Museum Kunst Palast zu Düsseldorf daheim, wagte sich zuletzt im Sommer vorigen Jahres ans Licht der Öffentlichkeit. Damals zierte das Werk die Ausstellung „Zerbrechliche Schönheit“ aus der Sammlung des Museums, als es Glas in der Kunst veranschaulichte.
Im neuen Jahr erfährt der fast vergessene Multikünstler Schroedter weitere öffentliche Ehrung: Die Städtische Galerie Karlsruhe präsentiert ihn mit einem repräsentativen Querschnitt seines Schaffens vom 11. Dezember 2009 bis zum 5. Januar 2010. Eine Schenkung von Zeichnungen, ist der offiziellen Ankündigung des Museums zu entnehmen, wird Ausgangspunkt für die Sonderschau "Adolf Schroedter. Von Düsseldorf nach Karlsruhe".
Leben und Werk des bedeutenden Vertreters der Düsseldorfer Genremalerei, von  1859 bis zu seinem Tod 1875 Professor für Ornamentik und Zeichnen am Karlsruher Polytechnikum, werden parallel dazu ausführlich in der September-Ausgabe des „Krätzer“, Vereinsorgan der europäischen Korkenzieherfreunde, gewürdigt.  Denn
die persönliche Nähe Schroedters zum Rebensaft wird unterstrichen durch ein in der Kunstgeschichte überaus bemerkenswertes Monogramm: Der als Überwinder der Romantik bekannt gewordene Grafiker hat die meisten seiner frühen Blätter mit den Initialen seiner Namen, dem jeweiligen Entstehungsjahr und einem bildlichen Zusatz versehen, der jeden Korkenzieherfreund aufmerken lässt. Die buchstabengroßen Zeichnungen innerhalb der Signaturen zeigen Korkenzieher!

 

Foto: Düsseldorf, museum kunst palast, Graphische Sammlung 

 

 

Der Ursprung des Korkenziehers liegt im Dunkeln, aber sicher nicht in Deutschland

 



 

 

Wie aus der deutschen Bezeichnung ersichtlich ist, wurde das Werkzeug eingführt, nachdem der Korken als Flaschenverschluss bekannt war. Da sind uns, vermutlich wegen der historischen Bedeutung als Welt-Handels- und -Seemacht die Engländer und Niederländer einige Zeit voraus gewesen.

 

 
   

 

 

Entwicklungsgeschichte des Korkenziehers

Es gibt Hinweise, dass Kork bereits in der Antike als Verschlussmaterial für griechische und römische Amphoren verwendet wurde. Eine Renaissance erfuhr der Kork als Verschluss für Flaschen im sechzehnten Jahrhundert. In den ersten Jahren dienten alle geeigneten Werkzeuge zum Entfernen der Flaschen-Verschluss-Materialien. Mit kleinen spitzen Eisendornen hebelte man am Flaschenhals die Verschluss-Massen stückchenweise aus der Öffnung. Häufig wurde dabei auch aus dem Rand des Flaschenhalses kleine Ecken heraus gebrochen. Was man derartig nicht aus dem Flaschenhals heraus bekam wurde in die Flasche hinein gestoßen um an das begehrte Nass zu gelangen. Besser geeignet waren da vor allem die für Vorderlader-Waffen verwendeten Zieh- und Putz-Werkzeuge. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts sind die ersten schriftlichen Hinweise auf Werkzeuge zum Öffnen der Flaschen überliefert. Da es neben Kork auch noch andere Verschluss-Materialien gab, wurden neben den allgemeinen Begriffen „screw“ (Schraube) oder „worm“ (Wurm) diese Werkzeuge „bottlescrew“ (Flaschenschraube) genannt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhundert schien sich der Korken als Flaschenverschluss endgültig durchgesetzt zu haben und damit auch die Bezeichnung cork drawer und corkscrew, also Korkenzieher.

Die Geschichte der weiteren Entwicklung des Korkenziehers ist so vielfältig, dass wir hier nur einen kleinen Überblick geben können, nicht annähernd verbunden mit dem Anspruch auf Vollständigkeit.

Nachdem im sechzehnten Jahrhundert Kork als Gefäß- und Flaschenverschluss eine Renaissance erfuhr, gab es die ersten standardmäßig eingesetzten Werkzeuge zum Entfernen des Korks; der Korken wurde mit spitzen Werkzeugen heraus gepult und die Reste in die Flasche hinein gestoßen.

 

In der damaligen Zeit gebräuchliche Gewinde-Bohrer zum Entfernen vor Vorderlader-Geschossen waren hervorragend geeignet Korken aus Flaschenhälsen zu entfernen.

 

Daraus entwickelten sich die ersten längeren Korkenzieher-Spiralschrauben, die an den Gürteln der Kellermeister auch als faltbare Werkzeuge einen festen Platz hatten.

 

Im achtzehnten Jahrhundert waren Taschen- und Reisekorkenzieher beliebte und unentbehrliche Werkzeuge zum Öffnen der vielen unterwegs benutzten Flaschen für Getränke, Medizin, Tinte, Parfüme und Essenzen, Öle, Gift, u. a.

 

Bereits in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts gab es Glocken-Korkenzieher bei denen der Ziehvorgang durch Verwendung einer Gewindestange kraftschonend unterstützt wurde.

 

1795 meldete Samuel Henshall in England den ersten Korkenzieher zum Patent an. Eine Scheibe oberhalb des Korkenzieher-Gewindes stoppt die Einschraub-Bewegung des Korkenziehers in den Korken und setzt den Korken in Drehung. Die dadurch geminderte Reibung des Korkens am Flaschenhals gestattet den sanften Zug des Korkens.

 

Edward Thomason's Patent 1802: die Drehbewegungen des Einschraubens wird fortgesetzt und leitet über ein zweites, gegenläufiges Schaft-Gewinde den Ziehvorgang ein.

 

1867 meldete Heinrich Erhardt aus Düsseldorf seine häufig auch als Reissmann-Patent bekannte Erfindung an. Nach dem Einschrauben der Korkenzieher-Spirale gibt man durch Drehen oder Schieben einer Hülse die Gewindestange für die Zugbewegung frei. Verbessertes Patent von 1891: die Verschlusshülse ist nun mit einer Nase versehen, die beim Aufsetzen auf dem Kragenstück des Korkenziehers die Gewindestange automatisch für den Ziehvorgang frei gibt; eine auch heute noch in aller Welt gebräuchlichen Bauart.

 

Neben den gewindeartigen Korkbohrern gab es bereits in den Jahren 1868 bis 1888 in England, Deutschland, Frankreich und USA eine andere Idee zum Entfernen des Korkens. Ein schmaler Haken, seitlich am Korken vorbei gestoßen greift nach einer Vierteldrehung unter den Korken und gestattet einen sicheren Zug.

 

Verblüffende Erkenntnisse sind in der Erfindung von Benjamin Lew aus Berlin im Jahre 1877 dokumentiert; zwei elastische Federzungen werden zwischen Korken und Flaschenhals eingesteckt und mindern bei leichter Drehbewegung die Haftung des Korkens am Flaschenhals, gleichzeitiger sanfter Zug befreit die Flasche vom Pfropfen.

 

Die Kraft einer Spiralfeder im Schaft als unterstützendes Element für den Ziehvorgang zu nutzen, wurde im Jahr 1883 von Dunisch & Schöler in Solingen zum Patent angemeldet. Diese Art von Korkenzieher fand unter dem Namen „Herkules“ weite Verbreitung.

 

England, Heeleys Patent von 1888: kraftschonenden Zug des Korkens durch eine zweiarmige Hebelmechanik.

 

Um ein leichtes Drehen auch bei stärker werdender Zugkraft durch einen fest sitzenden Korken zu gewährleisten, wurden schon vor hundert Jahren Kugellager auch in Korkenziehern verwendet; ein unter dem Namen MONOPOL auch heute noch bekanntes Exemplar.

 

Glasflaschen waren im 16. bis 18. Jahrhundert wertvolle Gefäße, die zur Wiederverwendung sorgfältig aufbereitet wurden. Spezielle Werkzeuge mit federnden, scharfkantigen Schenkeln, dienten zum Entfernen von Kork- und Siegelmasse-Resten an den Innenflächen der Flaschenhälse.

 

Auch die in die Flasche hinein gestoßenen Korken und Korkreste wurden mit geeigneten Werkzeugen wieder heraus gefischt.